<\/a><\/p>\n Das kanariengelbe Fahrzeug, das die G\u00e4ste am Maritimen Museum abholt, unterscheidet sich nicht von g\u00e4ngigen Linienbussen: Es hat wild gemusterte Sitzbez\u00fcge. An jeder zweiten Haltestange sind Kn\u00f6pfe mit der Aufschrift \u201eStop\u201c angebracht. Und es wird fortbewegt von einem Fahrer, der eine blaue Uniform tr\u00e4gt.<\/p>\n <\/a>Dieser Mann h\u00f6rt auf den Namen Piet. Er chauffiert seine G\u00e4ste vorbei an den w\u00fcrfelf\u00f6rmigen Experimental-Wohnungen des Architekten Piet Blom. Er zeigt das majest\u00e4tische Wei\u00dfe Haus, den ersten Wolkenkratzer der Niederlande. Und er weist bereits aus einiger Entfernung auf den \u201eKop van Zuid\u201c hin, eine Halbinsel am S\u00fcdufer der Maas, wo sich Rem Koolhaas, Renzo Piano und Norman Foster vertikal austoben durften.<\/p>\n <\/a> Nachdem er die elegante Erasmusbr\u00fccke passiert hat, nimmt Piet Kurs auf ein unspektakul\u00e4res Wohngebiet. Ungeduldig blicken die Fahrg\u00e4ste auf die alten Betonsilos im Maashafen. Dann endlich ist es so weit: Obwohl ihm jene vier Streifen auf den Schultern fehlen, die den Berufsstand gemeinhin ausweisen, wird Piet pl\u00f6tzlich vom Busfahrer zum Kapit\u00e4n: Am Ende der Landzunge st\u00fcrzt er seinen Bus eine Rampe hinunter. Es macht \u201eplatsch\u201c. Und die Passagiere sind begeistert.<\/p>\n Quer durch die Maas geht die Besichtigungstour weiter: Piet pr\u00e4sentiert das Hotel New York, wo einst die Auswanderer nach Amerika abgefertigt wurden. Den Euromast, einen sp\u00e4tmodernen Aussichtsturm, von dem sich heute Hasardeure aus 112 Metern H\u00f6he abseilen. Und das aufstrebende Lloyd-Viertel.<\/p>\n Den Wellen trotzt der Bus m\u00fchelos. Da Scheibenwischer die Sicht freihalten, bittet der Kapit\u00e4n die Passagiere in kleinen Gruppen nach vorne. Auch sie sollen in den Genuss der Premium-Aussicht durch die Windschutzscheibe eines komplett abgedichteten Amphibienbusses kommen.<\/p>\n <\/a><\/p>\n <\/a>\u201eSplashtours\u201c nennt sich diese \u00fcberaus zeitgem\u00e4\u00dfe Variante zur Erkundung einer Hafenstadt. Das Fahrzeug ist eine Rotterdamer Entwicklung, die von einem einzigen 462 PS starken Motor angetrieben wird \u2013 und f\u00fcr dessen Betriebsgenehmigung es nicht weniger als 29 Lizenzen zu erwerben galt.<\/p>\n Auf einem nicht weniger besonderen Fortbewegungsmittel war Floor Evers lange Zeit beheimatet: Der 75-j\u00e4hrige Schiffsingenieur hat Anfang der 60er Jahre einen Beitrag dazu geleistet, das Fernweh jener Passagiere zu befriedigen, die an Bord der \u201eSS Rotterdam\u201c nach New York gereist oder gar ausgewandert sind. \u201eBei 40 bis 42 Grad Celsius habe ich im Maschinenraum geschwitzt\u201c, erinnert er sich.<\/p>\n <\/a>Sp\u00e4ter, als das D\u00fcsenflugzeug der Dampfschifffahrt den Rang abgelaufen und das Zeitalter der Kreuzschifffahrt begonnen hatte, umkreiste Evers an Bord der \u201eRotterdam\u201c mehrmals die Welt in 80 Tagen. \u201eEin fantastisches Schiff\u201c, sagt er \u00fcber den einstigen Stolz der gro\u00dfen Seefahrernation. Nun ist er nach \u00fcber 40 Jahren \u2013 und einer Karriere in der \u00d6lindustrie \u2013 zur\u00fcck an alter Wirkungsst\u00e4tte. Seit einigen Monaten n\u00e4mlich liegt die \u201eRotterdam\u201c wieder in ihrem Heimathafen vor Anker. Ohne Motoren. Und f\u00fcr immer.<\/p>\n Nach der endg\u00fcltigen Ausrangierung aus dem Kreuzfahrtdienst war zun\u00e4chst unklar, was mit dem Flaggschiff der Holland-Amerika-Linie passieren w\u00fcrde. Nach einem Jahrzehnt in einem jamaikanischen Hafen drohte ihr dasselbe Schicksal, das so gut wie allen anderen Luxuslinern der Epoche widerfahren ist: die Verschrottung. Dann aber fand sich eine Gruppe reicher Niederl\u00e4nder, die eine Zukunft f\u00fcr das ehrw\u00fcrdige Schiff sahen.<\/p>\n <\/a>F\u00fcr einen dreistelligen Millionenbetrag wurde die \u201eRotterdam\u201c restauriert. Und seit nunmehr sechs Monaten werden 90 Prozent des Schiffes wieder genutzt. Kernbestandteil ist ein Hotel, dessen Mobiliar aus dem Originalinventar stammt, oder aber streng an die \u00c4sthetik der 50er Jahre angelehnt ist. Einzig die Kabinen sind nunmehr doppelt so gro\u00df wie fr\u00fcher. Ein Publikumsrenner ist die gro\u00dfe Besichtigungstour inklusive Visite von Br\u00fccke, Ball-Saal und Pool-Deck. Grandioser H\u00f6hepunkt aber bleibt ein Dinner im Restaurant \u201eClub Room\u201c, das mit seinen goldenen S\u00e4ulen, den Kapitellen aus Murano-Glas und den nach Originalmotiven rekonstruierten Wandteppichen so schwelgerisch die Aura der 50er Jahre verbreitet.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Floor Evers allerdings will von all dem nichts wissen. Nachdem er \u00fcber den Pensionsfonds seines ehemaligen Arbeitgebers ausfindig gemacht und gefragt wurde, ob er sein Fachwissen und seine Hist\u00f6rchen nicht an die Besucher der Gegenwart weitergeben wolle, hat der Ingenieur zwar eingewilligt. \u201eAber nur unter der Bedingung, dass ich ausschlie\u00dflich im Maschinenraum bleibe.\u201c<\/p>\n <\/a><\/p>\n Nach dieser Zeitreise gelingt der Transfer zur\u00fcck in die Gegenwart am besten mit dem Wassertaxi, die mit \u00fcberm\u00fctiger Geschwindigkeit\u00a0 umherkreuzen. Auch hier gilt: Die Kapit\u00e4ne der gro\u00dfz\u00fcgig motorisierten Schaluppen fahren sicher. Aber sie tragen keine Streifen auf den Schultern \u2013 weil in den Niederlanden ein F\u00fchrerschein erst bei Wasserfahrzeugen von mehr als 15 Metern erforderlich ist. Seien diese auch noch so ausgefallen.<\/p>\n <\/a><\/p>\n Informationen:<\/strong><\/p>\n Der \u201eSplashtours\u201c-Bus f\u00e4hrt je nach Jahreszeit zwischen zwei und sieben Mal t\u00e4glich an der Bushaltestelle \u201eMaritiem Museum\u201c ab. Die Fahrt dauert 75 Minuten, davon rund 30 Minuten im Wasser. Tickets kosten 19,50 Euro. Das Fahrzeug ist nicht barrierefrei. www.splashtours.nl<\/a><\/p>\n <\/a><\/p>\n Das Dampfschiff \u201eSS Rotterdam\u201c liegt am S\u00fcdufer der Halbinsel Katendrecht vor Anker. Sie ist am besten per Auto oder Wassertaxi erreichbar. Verschiedene Touren k\u00f6nnen t\u00e4glich (au\u00dfer an Weihnachten und Neujahr) zwischen 10 und 17 Uhr f\u00fcr 12,50 Euro gebucht werden. Das Hotel auf der \u201eSS Rotterdam\u201c firmiert unter dem Namen Cruise Hotel.<\/p>\n www.ssrotterdam.nl<\/a><\/p>\n Weitere Informationen \u2013 auch \u00fcber die architektonischen H\u00f6hepunkte und Ereignisse wie das \u201eNorth Sea Jazz Festival\u201c \u2013\u00a0 beim \u00f6rtlichen\u00a0 Tourismusb\u00fcro. Auch das Internet hilft weiter, denn die Innenstadt ist komplett mit kostenlosem W-Lan ausgestattet.<\/p>\n www.rotterdaminfo.nl<\/a><\/p>\n http:\/\/staedtereisen.holland.com\/de\/rotterdam.aspx<\/a><\/p>\n Die Geschichte wurde zuerst \u00fcber die Nachrichtenagentur dapd ver\u00f6ffentlicht, unter anderem im Manager Magazin: http:\/\/www.manager-magazin.de\/lifestyle\/artikel\/0,2828,719496,00.html<\/a><\/p>\n