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Holländisches Fernsehen in Deutschland: Zwei Möglichkeiten

Ihr seid Fans von Oranje, aber ihr lebt in Deutschland? Und ihr ärgert euch, dass ihr die Spiele von van Persie und Robben nicht mit Originalkommentar sehen könnt? Oder ihr habt generell eine Abneigung gegen die Fußballübertragungen von ARD und ZDF? Vielleicht, weil dort als Experten ausschließlich ehemalige Bayern-Spieler wie Oliver Kahn und Mehmet Scholl zu sehen sind?

Nun, da gibt es Alternativen. Die eine ist mit einem ziemlichen Aufwand verbunden: Das niederländische Fernsehen wird via Satellit übertragen. Auf Astra 19,2 Grad Ost werden die Sender Nederland 1, 2 und 3 verschlüsselt in SD ausgestrahlt. Zur Dekodierung ist eine Smart-Card erforderlich, die bei Canaal Digitaal erhältlich ist.

Aufgrund der internationalen Fernsehrechtebeschränkungen sind zum Erwerb ausschließlich Personen mit Wohnsitz in den Niederlanden berechtigt. Wer also Freunde oder Familie in Holland hat, kann eine Smartcard nur über diese bestellen. Das Basis-Abo kostet 17,95 Euro pro Monat. Es umfasst neben den öffentlich-rechtlichen Sendern auch alle Privaten sowie alle Sender des flämischen Fernsehens.

Wer eine Sat-Anlage hat, empfängt auf Astra 19,2 Ost außerdem den Sender BVN. Das „Beste van Nederland“ allerdings überträgt die Spiele von Oranje und Belgien (anders als früher) nicht mehr Live. Immerhin jedoch sind um 8.40 Uhr und um 20.35 Uhr Zusammenfassungen der Spieltage mit aktuellen Informationen zur WM zu sehen.

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Weil Canaal Digitaal das einstmalige Basis-Paket mit allen SD-Sendern, das für 80 Euro pro Jahr zu haben war, nicht mehr im Angebot hat, ist die Lage allerdings noch komplizierter: Die SD-Kanäle sind zwar noch auf 19,2 Ost – auch mit der HD-Smartcard. Die HD-Kanäle allerdings werden bei Astra nur über den auf 23,5 Grad Ost positionierten Satelliten ausgestrahlt. Hierzu benötigt man eine Schüssel mit mindestens 85 Zentimetern Durchmesser und ein Doppel-LNB, das auf beide Satelliten ausgerichtet ist.

Der technische Aufwand und die Abo-Gebühren also sind gehörig. Dafür aber ist die Qualität brillant – es sei denn, Gewitterwolken behindern das Signal.

Die Erfüllung des WM-Glücks aber ist auch mit einfacheren Mitteln zu bewerkstelligen. So wird das Signal von Nederland 1, 2 und 3 mittlerweile auch über das Internet gestreamt. Doch auch das ist kein Grund zu voreiliger Freude. Natürlich gilt die Rechtebeschränkung auch im Netz: Wer die Sender mit einer deutschen IP-Adresse aufruft, wird mit einem entsprechenden Hinweis abgekanzelt.

Holländisches Fernsehen in Deutschland1

Daten jedoch, die einmal online sind, können bekanntlich mit allerlei Kunstgriffen sichtbar gemacht werden. Im Falle von Fernsehsendern funktioniert dies über sogenannte VPN-Netzwerke. Diese leiten die abgerufenen Daten über ein Serversystem um, das in zahlreichen Ländern vertreten ist. Durch das Vortäuschen der Anwesenheit im Land des Rechteinhabers erhalten die User vom Sender eine Freigabe – und die Spiele können live im Original geschaut werden.

Das freilich funktioniert nicht nur bei den Übertragungen der Holland-Spiele, sondern auch bei nahezu allen anderen Nationen. Wer also England auf der BBC oder Italien bei der RAI sehen möchte, findet hier sein Glück. Rechtlich mag dies einer Grauzone zuzuordnen sein. Technisch möglich aber die Umgehung der Ländersperre.

Das VPN-Netzwerk Overplay mit Sitz in Florida macht zurzeit ganz offensiv Werbung mit diesem WM-Service. Die Nutzung des Dienstes kostet zwischen 5 und 10 US-Dollar pro Monat. Ich habe von Leuten gehört, die sowohl mit den Zahlungsmodalitäten via Pay Pal als auch mit der Technik nur gute Erfahrungen gemacht haben.

Eine Tücke allerdings besitzt diese Art, holländisches Fernsehen in Deutschland zu schauen: Weil die Daten per Streaming länger bis ins Wohnzimmer brauchen, als via Satellit oder Kabel, kann es sein, dass die Leute auf den Straßen oder in den Nachbarhäusern schon jubeln, ehe der Konter im Internet auch nur begonnen hat. Daher lautet mein Tipp: Rollläden runter und Schallschutzisolierung aktivieren.

Ralf Johnen, 17. Juni 2014. Der Autor ist Blogger, Journalist, Buchautor – und Oranje-Fan.

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