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Glamour aus Schwimmwesten: Der Designer Omar Munie

Ein kleiner somalischer Junge wird von den Eltern in den Flieger gesetzt, ein Einfachticket ohne Rückflugoption: neun Jahre alt ist Omar Munie damals, ein T-Shirt trägt er, das Trikot eines deutschen Fußballspielers – Jürgen Klinsmann, Rückennummer 18. „Dorthin müsst ihr euch durchschlagen“, gibt die Mutter den vier Kindern auf den Weg, „in die Heimat von Jürgen Klinsmann“. Heute ist der Junge ein berühmter Designer.

Niederländische Handarbeit ist für den Designer Omar Munie wichtig...Foto: Frida van Dongen

Niederländische Handarbeit ist Omar Munie wichtig…Foto: Frida van Dongen

Dankesschreiben von Máxima an den Designer

Aber Omar Munie und die Geschwister bleiben beim fußballerischen Erzrivalen hängen, am Amsterdamer Flughafen Schiphol. Und Omar Munie ist nie mehr fortgegangen aus Holland. Heute steht der dunkelhäutige Designer breit lächelnd in seiner Designboutique an der Den Haager Nobelmeile Noordeinde. Wenn er sich zur Tür rauslehnt, kann er die Pforte des Königspalasts sehen. Die Reichen und Schönen reißen sich um seine Handtaschen: ein Dankschreiben der damaligen Prinzessin Máxima, heute Königin der Niederlande, thront in seinem Geschäft, und Oprah Winfrey führte ebenfalls bereits eins seiner Modelle spazieren.

Die Auswahl der Modelle des Designers Omar Munie reicht von klassisch....

Die Auswahl der Modelle von Omar Munie reicht von klassisch….

Erstes Geschäft in Den Haag eröffnet

Es ist ein modernes Märchen, das Omar Munie erlebt – allerdings ist er sein eigener guter Geist gewesen, der sich durch harte Arbeit und viel Geschick seine Träume erfüllt hat. Früh entdeckt er sein kreatives Talent, besucht eine Modefachschule. Die Klassenkameradinnen sind begeistert von seinen Kreationen. Bald beginnt er, die Handtaschen für 35 Euro das Stück zu verkaufen. 2006 eröffnet der Zwanzigjährige sein erstes Handtaschengeschäft in einem Gewerbegebiet in Den Haag.

...bis verspielt. Foto: Frida van Dongen

…bis verspielt. Foto: Frida van Dongen

Designer Omar Munie: Glamour kombiniert mit sozialem Gewissen

Dass der Designer derart durchschlagenden Erfolg hat, dürfte nicht nur an seinen Kreationen liegen, die von klassischen Business-Köfferchen bis hin zu verspielten Edelbeuteln reichen.

Der einstige Flüchtling engagiert sich als Designer vielfältig im Sozialwesen. Foto: Frida van Dongen

Der einstige Flüchtling engagiert sich vielfältig im Sozialwesen. Foto: Frida van Dongen

Die Beliebtheit der Marke Omar Munie begründet sich wohl auch aus der Kombination von Glamour und sozialem Gewissen. Der einstige somalische Flüchtling achtet darauf, unter seinen derzeit 15 Mitarbeitern stets auch Menschen zu beschäftigen, die aus ihrer Heimat geflohen sind. Er gründete die Organisation „The Dutch Tulip“, die sich die Integration von Flüchtlingen zum Ziel gesetzt hat, ihnen etwa westliche Umgangsformen und Niederländisch beibringt. Arbeitslose beschäftigt er ebenfalls.

Stolz ist der Handtaschendesigner auf seine Errungenschaften. Seinen Traum hat er sich selbst erfüllt.

Stolz ist der Handtaschendesigner auf seine Errungenschaften. Seinen Traum hat er sich selbst erfüllt.

Designer Omar Munie: Nachhaltige, handgemachte Handtaschen

Seine Produkte stellt er nach fünf Kriterien her: sie müssen handgearbeitet, in den Niederlanden hergestellt und nachhaltig produziert sein, Glamour ausstrahlen und als Inspirationsquelle fungieren. Omar Munie setzt hierbei auf Recycling und die Verwendung nachhaltiger Materialien. „Wir experimentieren grade mit Ananasleder“, verrät der Handtaschendesigner bei unserem Besuch in seinem Geschäft.

Glamour und soziales Gewissen vereint der Designer in seinen Modellen. Foto: Frida van Dongen

Glamour und soziales Gewissen vereint der Designer in seinen Modellen. Foto: Frida van Dongen

Das wohl ungewöhnlichste Material für seine Entwürfe aber hat mit seiner persönlichen Geschichte zu tun: er designt seit neuestem Armbänder aus recycelten Schwimmwesten. Damit erinnert er an das Schicksal derer, die mit ebenjenen Plastikwesten über die Ägäis nach Europa kamen – und auch an jene, die bei dieser Überfahrt den Tod gefunden haben. Aus dem Erlös der Armbänder unterstützt er eine Flüchtlingshilfe. Versteht sich von selbst, dass der einstige Flüchtlingsjunge ebenfalls ein Schwimmwestenarmband trägt.

Text und Fotos: Frida van Dongen

Omar Munie, Noordeinde 43 T, 2514 GC Den Haag, www.omarmunie.com

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