Das Restaurant: Fifteen Amsterdam. Das Lokal befindet sich in einem ehemaligen Lagerhaus im Oostelijk Havengebied – schräg gegenüber des schillernden Muziekgebouws. Und mit reichlich Wasser in der Nähe. Ein Spaziergang dorthin ist vor allem für Freunde imposanten Lichts ein feine Sache. Von Centraal Station dauert der Fußweg etwa 15 Minuten.
Das Konzept: Der Name kommt Ihnen bekannt vor? Kann sein: Auch in London und in Cornwall buhlen unter dem gleichen Namen Restaurants um Besucher. Und der Besitzer ist mit Jamie Oliver ein Vertreter jener menschlichen Subspezies, die im 21. Jahrhundert aus rätselhaften Gründen zu Popstars aufsteigen konnten: die sogenannten Fernsehköche.
Das für sich sollte jedoch kein Anlass zur Sorge sein. Und obwohl ich dem karitativen Engagement der Reichen und Schönen mit gebührender Skepsis gegenüber stehe, verdient auch das Konzept Lob: Im Fifteen gibt der Chef Erwerbslosen und „sozial Benachteiligten“ die Chance auf eine Tätigkeit in der Gastronomie.
Auf dem Teller: Die Speisekarte ist mit maximal fünf Positionen pro Gang angenehm übersichtlich, wobei der Schwerpunkt – wie überall in der gehobenen Gastronomie der Gegenwart – auf regionalen und nachhaltig hergestellten Produkten liegt. Im Frühling 2014 sind das: Coquilles (Jakobsmuscheln), Nordseemakrele oder Pastinakensuppe vorweg. Als Hauptgerichte dann Rochenflügel oder Rote-Beete-Flan. Ich selbst war schon 2012 im Lokal. Seinerzeit wurden mir eine gemischte Vorspeisenplatte und Gnocci mit „Ragu“ serviert. Beide Gerichte waren anständig. Sonderlich beeindruckt aber war ich nicht.
Im Glas: Die Weinkarte hat keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Verzicht einer Auflistung im Internet bestätigt nur, dass ihr keine sonderlich große Bedeutung beigemessen wird.
Die Atmosphäre: Wenn ein Restaurant in einer alten Lagerhalle untergebracht ist, kann nur wenig schiefgehen: Mit Graffiti versehenes Wellblech, schwarze Sofas und von Plexiglas umhüllte Kandelaber gewähren ein loftiges Flair. Die offene Küche bürgt für Behaglichkeit. Das Personal ist wenig aufdringlich. Die Gäste gruppieren sich meist in größeren Gruppen um die Tische.
Das Urteil: Wer mit vielen Freunden einen zwanglosen Abend verbringen möchte und dabei keinen gesteigerten Wert auf ein Erlebnis von bleibender Erinnerung legt, ist im Fifteen gut aufgehoben. Für romantische Diners und kulinarische Höhenflüge würde ich andere Adressen bevorzugen.
Bewertung: 6 Giebel (von 10 möglichen)
Fifteen Amsterdam, Jollemanhof 9. Öffnungszeiten: Mo bis Sa ab 12 Uhr sowie ab 17.30, So ab 17 Uhr. Ralf Johnen, Mai 2014.
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