An einem kalten Wintertag brach ich einst in Tränen aus: ich hatte versucht, M.C. Eschers Gemälde „Sky and Water I“ nachzumalen. Ha, was war ich doch für ein Naivchen! Wie kann ein Mensch sich anmaßen, die schier unglaublichen, auf mathematisch ausgefeilten Berechnungen basierenden Gemälde des genialen Grafikers einfach mal so nachmalen zu wollen?
Meine Begeisterung für M.C. Escher rührt von einem Besuch des Museums „Escher in het Paleis“ (Escher im Palast) vor einigen Jahren. Ehrlich gesagt, hatte ich vorher noch nie von dem niederländischen Künstler gehört, mich lockte zunächst der ehemalige Königspalast im Herzen Den Haags.
Der einstige Winterpalast der Königin-Mutter Emma ist das einzige royale Gebäude in Den Haag, in dem man die ehemalige Palastfunktion noch erfahren kann. Und ja, das opulente, gerade erst restaurierte Treppenhaus und die prächtigen Räumlichkeiten sind schon für sich einen Besuch wert. Aber der wahrhafte Schatz sind die zauberhaften Arbeiten von M.C. Escher, die hier in einer Dauerausstellung gezeigt werden.
Mit rund 150 Werken, die im Museum „Escher im Palast“ ausgestellt werden, umfasst die Ausstellung fast das gesamte Oeuvre des weltberühmten niederländischen Künstlers M.C. Escher (1898-1972). Es reicht von „unmöglichen“ Darstellungen, in denen wie etwa im Bild „Tag und Nacht“, Vögel aus holländischen Wiesen zu wachsen scheinen und vom Tag in die Nacht fliegen, über „Treppauf treppab“, wo Menschen in einer unendlichen Schleife Treppen hinauf und herunter gehen, bis hin zu seltsamen Salamandern, die ineinander übergehen. Das Juwel der Ausstellung ist das sieben Meter lange Werk Metamorphose III: Der längliche Holzschnitt lässt den Betrachter die Verbindung von Ewigkeit und Unendlichkeit erfahren, in der sich Zeit und Raum zu einem organischen Ganzen vereinen.

Metamorphose III: Der Holzschnitt lässt Betrachter die Verbindung von Ewigkeit und Unendlichkeit erfahren
Außer den berühmten Drucken werden im Palast auch frühe Werke des aus Leeuwarden (Friesland) stammenden Künstlers ausgestellt, z.B. italienische Landschaften, Studien von maurischen Mosaiken und bizarre Stillleben. Das Leben Eschers wird anhand von Familienfotos gezeigt, außerdem erklärt die Ausstellung seine Arbeitsweise auf anschauliche Art und Weise.

Wahre Größe? Ralf Johnen von Grachtenundgiebel.de & Gastautorin Alexandra Klaus in Escher in het Paleis
In der zweiten Etage befindet sich eine interaktive Präsentation unter dem Titel: „Sehen wie Escher“. Hier werden auch ältere Semester wieder zu verspielten Kindern, wenn sie sich etwa in einer magischen Kugel spiegeln. In „Eschers Zimmer“ betreten wir dann im Wortsinne dessen magische Welt: Zwerge erscheinen hier wie Riesen – und Ralf musste sich unter der Decke ducken, obwohl er doch auf demselben Boden stand wie unsere Gastautorin Alexandra, die aber wiederum winzig wirkte. „Eschers Zimmer“ mit seiner optischen Täuschung ist ein beliebtes Motiv im Museum, Hochzeitspaare etwa kommen eigens für Aufnahmen hierher.
Um das fantasievolle Ambiente abzurunden, ist der ehemalige Winterpalast erleuchtet von eigenartigen Kronleuchtern in Form von Haien oder gar Totenköpfen: Hans van Bentem, ein Künstler aus Rotterdam, entwarf die opulenten Lampen. Nun hängt im Ballsaal ein enormer Stern, der sich endlos in zwei klassischen Spiegeln wiederholt. In anderen Sälen schweben eine Spinne und ein Seepferdchen über den Werken von Escher.
Frida van Dongen
Bilder: Escher in het Paleis
Escher im Palast, Lange Voorhout 74, 2514 EH Den Haag, www.escherinhetpaleis.nl
Frida van Dongen war auf Einladung des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention in Den Haag.
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