Eine Anleitung zum Besuch des berühmten Blumenparks Keukenhof.
Ich habe die Niederländer schon immer für eine besondere Gabe bewundert: nämlich Dinge als „urniederländisch“ verkaufen zu können, die mit dem sich so unschuldig gebenden, kleinen Nachbarland ursprünglich nichts, aber auch rein gar nichts zu tun hatten.
Das berühmte „Delfter Blau“? Ein Fake! Billige Vasen aus Ton, die teuerstes chinesisches Porzellan imitierten, weil man es damals in Europa noch nicht herzustellen wusste. Die berühmten „dikke fritjes“? Von den Nachbarn geklaut! Heute stehen in allen Metropolen der Welt „original holländische“ statt „belgische“ Frittenbuden. Und die Tulpe? Ist ja wohl der Gipfel! Denn selbstverständlich ist kein Polder hinterm Nordseeküstendeich der natürliche Lebensraum des Liliengewächses. Sondern die Berge des Nahen Ostens bis in die Türkei hinein. Von hier kam die Tulpe nach Europa, die Holländer fanden Gefallen an ihr, verfielen in einen Rausch, wurden ganz verrücktvölligvernarrtundüberdreht und dann… Ach, lassen wir das.
Keukenhof: über eine Million Besucher aus aller Welt
Schauen wir uns doch lieber an, was die Niederländer heute Schönes anstellen mit den Tulpenzwiebeln, die sie den Turbanträgern (daher der Name) abgeluchst und zu ihrer eigenen Ikone gemacht haben. Und wo könnte man das schöner als im berühmten Keukenhof? Das Gelände nennt sich „meistfotografierter Blumenpark der Welt“, was man kaum belegen, aber sicherlich noch weniger entkräften kann – wenn man allein die Horden Selfie-Stangen-bewaffneter Asiaten sieht, die sich dort tummeln. Über eine Million Touristen aus der ganzen Welt strömen Jahr für Jahr in den Keukenhof. Und das innerhalb weniger Wochen: dieses Jahr (2018) werden die Scharen nur vom 22. März bis zum 13. Mai Gelegenheit haben, die Blütenpracht zu bewundern.
Acht Wochen lang Tulpen-Vergnügen
Aber es ist ja auch einfach eine Wucht! Jedes Jahr erblühen im Keukenhof rund sieben Millionen Blumenzwiebeln, verteilt über ein riesiges Areal mit Hügeln, Gewässern und – natürlich – einer Windmühle (die scheint übrigens ausnahmsweise tatsächlich eine urholländische Erfindung zu sein).
Wie eine Mitarbeiterin des Parks verrät, werden die von Hoflieferanten gespendeten Zwiebeln mittels eines ausgeklügelten Systems gesetzt: so, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten erblühen und damit sowohl den ersten Saisonbesuchern Vergnügen bereiten wie auch den letzten Gästen kurz vor Schließung des Parks. Wenn der Park im Mai dichtmacht, werden die Zwiebeln wieder aus dem Boden genommen, damit im Herbst der Zyklus von Pflanzen, Blüte und Ernte erneut beginnen kann.
Während der Saison ist es eine helle Freude, durch den Blumenpark zu spazieren. Man sollte möglichst während der Woche kommen, um dem Andrang zu entgehen. Und wenn man dann noch – wie wir vor einiger Zeit – das Glück im Gepäck und knallblauen Himmel hat, gibt es kaum etwas Schöneres als einen Tag im Keukenhof.
Wir hopsten über Steine durch einen Teich, rollten glucksend auf dem Rasen vor den bunten Beeten, schlenderten zwischen Skulpturen umher und flanierten durch den historischen Garten mit seinen alten Tulpenrassen.
Und wie spiegelt sich Dutch Design im Themenjahr wider? Nun, zum Beispiel in einem riesigen Blumenzwiebelmosaik, das ein Mondrian-Gemälde repräsentiert. Darüber hinaus widmen sich die Blumenausstellungen im Oranje-Nassau-Pavillon ganz dem Dutch Design. Und in einem anderen Teil des Keukenhofs begegnet man dem guten „Piet“ ebenfalls: im Mondrian-Garten mit seinen primären quadratischen Farbflächen.
Bleibt noch die Frage, ob Dutch Design auch tatsächlich holländischer Herkunft ist? Doch, doch, ich glaube schon…
Weitere Informationen: Blumenpark
Der Blumenpark Keukenhof (Stationsweg 166A, 2161 AM Lisse) ist 2018 vom 22. März bis zum 13. Mai geöffnet.
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