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Schlafen wie eine Prinzessin: Hotel Campveerse Toren in Zeeland

Toren vanaf de Waterkant

Das Hotel: „De Campveerse Toren“ in Zeeland. Die wahrhaft königlichen Gemächer befinden sich in einer über 500 Jahre alten Festung, von einigen Zimmern und vom Restaurant aus hat man freien Blick auf Wasser des Veerse Meer. Das altehrwürdige Gemäuer fungierte schon Anno 1440 als Stadtherberge des zeeländischen Städtchens Veere mit seinem hübschen Ortskern und einem schönen Hafen.

Campveerse Toren

Die Besonderheit: Womit fängt man an: Mit dem einzigartigen Gemäuer? Mit der Lage direkt am Veerse Meer? Mit der Prominenz, die hier seit Jahrhunderten ein und aus geht? Oder mit der entspannten Gastfreundlichkeit der Hausherrin Hendrina van Cranenburgh?

Restaurant

Das Ambiente: Das behutsam restaurierte Haus ist mit Antiquitäten ausgestattet, ohne angestaubt zur wirken. Beim Abendessen im Kaminzimmer fühlt man sich ein wenig wie Charlotte de Bourbon. Jene französische Prinzessin feierte hier, in eben diesen Räumlichkeiten, am 21. Juni 1575 ihr Hochzeitsfest mit dem damaligen Prinzen Willem von Oranje, dem späteren König der Niederlande.

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Der ideale Gast: Prinzessinnen – und solche, die es werden wollen. Nicht nur Charlotte de Bourbon logierte hier, auch Prinz Rainier von Monaco und seine Frau Prinzessin Grazia Patricia ließen sich hier am 30. Juni 1958 mit den salzigen Wonnen Zeelands verwöhnen.

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Natürlich kamen auch die niederländischen Majestäten, die damalige Königin Beatrix, ihr Sohn und heutiger König Willem Alexander sowie dessen Frau Maxima, nach Veere. Aber kreativ veranlagte Gäste finden hier ebenfalls Vorbilder: Künstler wie Henri Cassiers, Anton Pieck oder Charley Toorop bannten von hier aus das besondere Licht der Küstenprovinz auf ihre Leinwand. Und Charles de Coster schrieb in der Festung Teile seines „Till Eulenspiegel“, in dem Till im letzten Teil Wächter der Campveerse Toren ist.

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Wohlfühlfaktor: Dafür, dass sich auch ungekrönte Häupter gerne in dem 4-Sterne-Hotel einquartieren, sorgt Inhaberin Hendrina van Cranenburgh die das Haus von ihren Eltern übernommen hat. Die Küche des Restaurants ist französisch inspiriert, mit einem Fokus auf zeeländischen Produkten – in den Monaten vom 1. April bis 15. Juli kredenzt die Küche Menüs mit dem für seinen feinen Geschmack berühmten Hummer aus der Oosterschelde. Der Hummer ist übrigens eine regionale Spezialität, die wie das Hotel Campveerse Toren mehrere Restaurants in Zeeland zum Festpreis von 59,90 Euro für drei Gänge offerieren.

Bewertung: 9/10

Technische Daten: Romantik Hotel Auberge de Campveerse Toren, Kaai 2, 4351 AA Veere, Niederlande. 17 Zimmer (4 im Haupthaus, die übrigen in ebenfalls historischen Nebengebäuden), kostenpflichtiger (öffentlicher) Parkplatz.

Frida van Dongen, Mai 2014. Die Autorin war auf Einladung des Niederländischen Büros für Tourismus & Convention sowie des VVV Zeeland in Zeeland. Bildnachweis: Van Dongen (3), De Campveerse Toren (4)

Campveersetoren

Maastricht: Minimetropole für Bonvivants

Am späten Samstagnachmittag teilt sich die heimische Bevölkerung in zwei Gruppen auf. Die einen fallen ermattet in die Korbstühle am Vrijthof oder auf dem Onze Lieve Vrouwenplein, um sich von den Einkaufsstrapazen zu erholen. Die anderen tragen einen flachen Faltkarton, der an einer Kordel baumelt. Mit Verschwörermine schaffen sie ihre Beute heim.

In den schlichten Behältnissen befindet sich ein Vlaai, ein Kuchen, der typisch ist für die niederländische Provinz Zuid-Limburg. Mal wird er mit Aprikosen oder Kirschen gefüllt. Dann wieder kursiert er in Varianten mit Sahnehaube und Schokosplittern. Am unwiderstehlichsten aber ist er, wenn er mit der traditionellen lockeren Reispuddingcreme daher kommt. Ein Vlaai also ist in Maastricht eine veritable Trophäe – und so werden die populären Backwaren auch in den Schaufenstern präsentiert. Eine gute Adresse für eine repräsentative Kostprobe ist die Bischopsmolen, eine Wassermühle aus dem elften Jahrhundert.

In einem Gässchen am Rande der Innenstadt gelegen, befindet sich hier seit drei Jahren eine Art Erlebnisbäckerei: Hier wundern sich Kinder über rustikale Anlagen und archaische Fertigungsprozesse. Hier bestaunen Erwachsene die wechselvolle Geschichte des Bauwerks. Später kehren Familien gemeinsam ins hauseigene Café ein, um ein Stück Vlaai ihrer Wahl zu verspeisen. Wer richtig Feuer gefangen hat, kann hier übrigens auch an einem Schnellkurs teilnehmen und wird in gängige Rezepturen und die Grundzüge der Rohstofflehre eingeweiht.

Zum Vlaai wird nicht nur Kaffee serviert, sondern auch niederländischer Wein. Kein Witz: Auf den Steilhängen vor den Toren der Stadt gedeihen mittlerweile beachtliche Mengen an Rebstöcken. Dank nahrhafter Kalk- und Lössböden und eines günstigen Mikroklimas erreichen zum Beispiel die Güter “Apostelhoeve” und “Hoeve Nekum” erstaunliche Resultate. Das ist nicht unbedingt eine Folge des Klimawandels, denn es wird berichtet, dass Maastricht schon zu Zeiten der Römer eine Reputation als Weinanbaugebiet besessen hat. Diese gewinnt es nun sukzessive zurück – auch wenn Riesling und Pinot Grigio mit Preisen ab zehn Euro im Liebhabersegment angesiedelt sind.

Skeptiker, die hinter dem limburgischen Weinbau den linkischen Versuch der Niederländer wittern, nach der Tomatenproduktion nun ein weiteres landwirtschaftliches Spitzenprodukt zu verwässern, können beruhigt sein: Genug Weinberge, um die Weltmarktvorherrschaft anzustreben, werden im südwestlichen Landzipfel rund um Maastricht nie vorhanden sein.

Oben vom Sint Pietersberg genießt man zudem den schönsten Blick auf die Stadt an der Maas, die gemeinsam mit Nimwegen um den Titel der ältesten Stadt des Landes streitet. Der Hügel, der gut 100 Höhenmeter in den Himmel ragt, ist von der Stadt aus bequem zu Fuß erreichbar. Der Weg lohnt, denn auch unterhalb den Rebstöcke entfaltet sich hier Erstaunliches: Ein einzigartiges Grottenlabyrinth mit mehr als 20 000 Gängen, die im Laufe der Jahrhunderte durch den Abbau von Mergel entstanden sind.

Dass die Auferstehung der niederländischen Weinkultur von Maastricht ausgeht, ist übrigens kein Zufall: Die Stadt besitzt in den Niederlanden den Ruf einer Gourmethochburg. Die Restaurants “Beluga loves you” (zwei Michelin-Sterne) und “Tout à Fait” (ein Stern) etwa rangieren unter den zehn besten des Landes – von trendiger Fusion-Küche bis hin zu burgundischen und provenzalischen Spezialitäten scheint die Auswahl für eine Stadt mit nur knapp 120 000 Einwohnern geradezu verschwenderisch.

Gerne kokettiert das 2050 Jahre alte Maastricht denn auch mit seiner – freilich sehr relativen – Nähe zu Frankreich. Aber das nicht zu Unrecht, denn neben dem Savoir-vivre ist den “Mestreechteneren” (die einen auch für Niederländer kaum verständlichen Dialekt sprechen) eine gewisse Unaufgeregtheit nicht abzusprechen. Ein Spaziergang in der Dämmerung auf den Relikten der mittelalterlichen Stadtmauer ist, ähem, pure Romantik.

In den Einkaufsstraßen ist der Trubel vor allem an Samstagen beträchtlich. Auf dem Marktplatz preisen die Händler Matjes und Makrelen an. Unterdessen begeben sich die modebewussten Südlimburger in den meist kleinen Geschäften rund um die Grote Straat auf die Suche nach eleganter Kleidung. Seit wenigen Monaten auch in zwei nagelneuen Einkaufszentren, die subtil ins Stadtbild eingefügt wurden. Eines davon heißt Mosae Forum und beherbergt an Sonntagen den größten Feinschmeckermarkt der Benelux-Staaten. Die wohl außergewöhnlichste Attraktion der mehrmals hintereinander zur beliebtesten Shopping-Destination der Niederlande gewählten Stadt aber ist die Buchhandlung Selexys, seit 2006 in einer mitten im Zentrum gelegenen Dominikanerkirche etabliert.

Maastricht, dessen Ruf immer noch von dem 1992 hier ratifizierten Vertrag zur Europäischen Union profitiert, könnte mit all dem zufrieden sein. Doch die Stadt ruht sich nicht selbstgefällig aus: Nur wenige Schritte vom Zentrum entfernt führt eine elegante neue Fußgängerbrücke über die Maas in das Viertel “Ceramique”. Wie der Name schon andeutet, waren hier einst Produktionsstätten der Keramikindustrie beheimatet. Mittlerweile jedoch ist das Areal so etwas wie das Yuppie-Viertel der Stadt. Optischer Dreh-und Angelpunkt der Stadt ist hingegen das Bonnefanten-Museum, das 1995 vom italienischen Star-Architekten Aldo Rossi fertiggestellt wurde. Es beherbergt sowohl niederländische Meister als auch zeitgenössische Kunst und ist eine weithin sichtbare Landmarke.

Optionen satt also, um jener Zeitlinie entgegenzusteuern, an der sich die heimische Bevölkerung in zwei Gruppen aufspaltet. Für Besucher aber gilt selbstverständlich: Erst einen Vlaai in Sicherheit bringen. Und dann in einen Korbstuhl fallen.

Informationen:

Auskünfte zu einem Maastricht-Besuch gibt das Fremdenverkehrsamt VVV auf seinen umfangreichen deutschsprachigen Internetseiten und am Ort in Het Dinghuis, Kleine Staat 1. Es liegen Broschüren auf Deutsch aus.

Besonders gemütlich ist es in Maastricht an Samstagen. Die Geschäfte sind dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags von 9 bis 21 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr (manche bis 18 Uhr) und montags von 13 bis 18 Uhr. An jedem ersten Sonntag haben die Läden zudem von 12 bis 17 Uhr auf. Freitags findet von 8 bis 13 Uhr ein großer Warenmarkt auf dem Marktplatz statt, täglich ein kleinerer Lebensmittelmarkt an selber Stelle.

Parken kann man zum Beispiel an der Maas unter der John-F.-Kennedy-Brücke, über die man bei der Anreise kommt. Ganztagestickets kosten fünf Euro, der Fußweg in die City beträgt zehn Minuten.

Das Bonnefantenmuseum ist täglich außer montags. von 11 bis 17 Uhr geöffnet (Avenue Céramique 250, Eintritt: 7,50 Euro), für das Niederländische Architekturinstitut (Avenue Céramique 226) gelten dieselben Öffnungszeiten, der Eintritt kostet fünf Euro.

Durch die Grotten am Sint Pietersberg werden in den Sommermonaten täglich Führungen angeboten (stündlich von 11 bis 16 Uhr). Treffpunkt ist das nahe gelegene Chalet Bergrust (Luikerweg 71). Die Teilnahme kostet 4,25 Euro für Erwachsene und 3,25 Euro für Kinder. Der Besuch kann auch mit einer Schiffstour auf der Maas kombiniert werden (10,45/7,15 Euro). In den Grotten herrscht dauerhaft eine Temperatur von neun bis zehn Grad, daher sollte an passende Kleidung gedacht werden.

Weingut Apostelhoeve Besuch auf Anfrage per E-Mail oder Telefon bei der Familie Hulst (Susserweg 201, 6213 NE Maastricht, [TEL] 0031/ 43/343 22 64). Weingut Hoeve Nekum (Nekummerweg 31, 6212 NK Maastricht, [TEL] 0031/43/ 321 51785).

GASTRONOMIE:

Frühstück: Bei Simply Bread gibt es Bio-Sandwiches, Low-Fat-Ciabatta und Smoothies (Stationsstraat 36, 0031/43/325 99 29)

Abends: Restaurant Beluga Loves You, Michelin-Stern-gekröntes Restaurant (Plein 1992 12, 6221 JP, Maastricht) Reservierung nötig).

Restaurant Witloof, relaxed-stylisches belgisches Restaurant, Sint Bernardusstraat/Helstraat 12, NL-6211HL Maastricht (die Niederlande), Tel: +31 (0)43 3233538

www.vvv-maastricht.eu

www.bisschopsmolen.nl

www.bonnefanten.nl

www.naimaastricht.nl

www.apostelhoeve.nl

www.hoevenekum.nl

Die Geschichte ist in ähnlicher Form zuerst im Kölner Stadt-Anzeiger erschienen:

www.ksta.de

Ruhe für Rastlose: Die Insel Schiermonnikoog

Thijs de Boer kennt das Phänomen: Zu Tausenden fallen die Besucher auf Schiermonnikoog ein. Zweimal pro Jahr. Wochenlang herrschen dann tumultartige Zustände auf dem kleinen Eiland. Für den Mann mit dem wettergegerbten Gesicht wird es nun höchste Zeit, sich auf die Lauer zu legen. Er will Art und Anzahl der Eindringlinge sondieren. Es ist früher Morgen, als de Boer mit Fahrrad und Fernglas ausrückt. Der Wind bläst hart aus Nordwest.

Während der Sonnenaufgang den Himmel melodramatisch einfärbt, ist der hagere Mann darauf fixiert, größere Populationen jener Zugvögel zu erspähen, die ab Mitte September auf der kleinsten bewohnten Nordseeinsel der Niederlande eine Flugpause einlegen.Seinen ersten Zwischenstopp legt de Boer heute am Westerplas ein. Zwar fürchtet er, dass die lustigen Löffler mit ihren langen Schnäbeln ihr Sommerdomizil an dem Süßwassersee bereits verlassen haben. Dafür aber liege es im Bereich des Möglichen, dass sich der Große Brachvogel blicken lasse – und der verfüge über ein nicht weniger kurioses Utensil zur Nahrungsaufnahme.

Knutt, Zwergmöwe und Basstölpel hofft der pensionierte Lehrer dann bei seinem zweiten Halt in den Dünen anzutreffen. Erst zum Winter erwartet er die großen Schwärme von Ringel- und Weißwangengänsen.

Obwohl die Insel nur 16 mal 4 Kilometer misst, ist im Nordwesten von Schiermonnikoog kein Ende der sandigen Hügellandschaft in Sicht. Nicht ohne Sinn für Übertreibung haben die Niederländer den welligen Pfad hinunter zum Meer “Bergweg” getauft.

Thijs de Boer

Thijs de Boer

Anders als auf den übrigen Watteninseln ist der Pfad nicht eingezäunt: Auf Schiermonnikoog haben Hobbyornithologen und Wanderer freien Zugang zu den sensiblen Biotopen. Eine Freiheit, die möglich ist, weil auf der Insel nur im Luftraum Betrieb herrscht – die Einwohnerzahl hingegen beläuft sich auf weniger als 1000. Auch Menge und Bewegungsradius der Besucher sind nicht einmal in der Hochsaison groß genug, um für Flora und Fauna eine Gefahr darzustellen.

Während sich die Dünen verschwenderisch weitläufig geben, ist vom Strand kaum etwas zu sehen. An ruhigen Tagen ist er mancherorts bis zu einem Kilometer breit. Dann rühmt er sich, einer der breitesten in Europa zu sein. Heute aber ist das anders: Kumulus- und Zirruswolken ringen um die Vorherrschaft am Himmel. Bis zum Horizont brechen bedrohlich wirkende Wellen. Und der Wind treibt das Wasser so weit ans Land, dass der zitronengelbe, auf Stelzen stehende Pavillon am Ende des Badwegs nur noch mit dem Boot erreichbar ist.

“Schicksal des Inselbewohners”, kommentiert Thijs de Boer lakonisch. Wenn Windstärke und Wasserstand dies nicht zulassen, sei es schließlich keine Seltenheit, dass auch die Fähren zum Festland nicht verkehren. “Wir wissen also, was es heißt, vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein.”

An den Tagen der Isolation bleibt den Bewohnern des einzigen Inseldorfes das “Van der Werff”. Mit seinen weißen Fassaden strahlt das Hotel eine Würde aus, die an mondäne Badeorte längst vergangener Epochen denken lässt. Die Zimmer allerdings sind leicht abgehalftert. Tatsächlich reicht die Geschichte des Hauses bis ins Jahr 1726 zurück. Seinerzeit fungierte es als Kombination aus Rathaus, Post und Gericht. Heute ist der angenehm altmodische Salon so etwas wie der Mittelpunkt des sozialen Lebens von Schiermonnikoog. Wenn es Einheimischen nach Konversation verlangt, kommen sie hierhin.

Schwarzweißfotos, holzgetäfelte Wände und samtbezogene Sessel prägen die nostalgische Aura des Salons, der über die Jahrzehnte hinweg eine fast schon Stolz ausstrahlende Patina angelegt hat. Den Geschichten, die hier erzählt werden, bekommt dieses Umfeld. Auch Seemannsgarn ist den Inselbohemiens nicht fremd.

Davon hat Auke Talsma reichlich auf Lager. Als einer der letzten Insulaner übte er bis in die siebziger Jahre den Traditionsberuf des Walfischers aus. Obwohl der Naturmensch heute vorzugsweise Hecke und Hortensien im Garten seines Häuschens pflegt, sieht er auch im Alter von 74 Jahren noch wie ein Vorzeigeseebär aus. Talsmas Domizil befindet sich zwischen Middenstreek und Voorstreek, den beiden schönsten Straßen des Ortes. Hier scheinen die Sommermonate im Zeichen eines inoffiziellen Wettbewerbs um die opulenteste Vegetation zu stehen. Die Anordnung ausdrucksstarker Farben liegt ihn: Als Mitglied des Künstlerklubs “De Kwast” bannt er seine Erinnerungen auf Leinwand. Ein Leben zwischen Insel und Meer.

So hält es auch Thijs de Boer. Auf die Frage, was er sonst so mache auf dieser Insel, wo die Hauptattraktion darin liege, dass es außer der Natur keine Attraktionen gibt, auf diese Frage also antwortet de Boer, dass er und seine Frau Annelies ein kleines Muschelmuseum aufgebaut haben. Rund 1500 Exponate sind hier zu sehen. Fundstücke, die das Paar aufgelesen hat. Bei Exkursionen, die nie langweilig werden. Vor allem dann nicht, wenn sich die Zugvögel auf der Nordseeinsel von den Strapazen ihrer Reise erholen.Auf der Insel ist ein Besucherzentrum eingerichtet, von wo aus Exkursionen und Ausflüge in den Nationalpark mit und ohne Führer angeboten werden. Neben Wanderungen und Fahrradtouren können auch Busfahrten am Strand (Balgexpres), Kutschfahrten oder Bootstouren unternommen werden.

Das Dorf, der Bancks-Polder, die Umgebung des Dorfes mit Eisbahn, Campingplatz und dem Berkenplas sowie das Dünengebiet im Norden des Dorfes gehören nicht zum Nationalpark. Auf dem Polder sind Milcherzeuger angesiedelt, an einigen Stellen wird Mais angebaut. Hier überwintern große Verbände von Ringel- und Weißwangengänsen.

Die Geschichte wurde zuvor über dapd veröffentlicht, unter anderem auf Spiegel Online: http://www.spiegel.de/reise/europa/insel-schiermonnikoog-ruhe-fuer-rastlose-a-723058.html

Die Reise wurde vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention unterstützt.

Hypermodern und quicklebendig: Rotterdam fällt aus dem Rahmen

Blick aus dem Wasserbus: Die Wolkenkratzer am Kop van Zuid mit dem Hotel New York

Das kanariengelbe Fahrzeug, das die Gäste am Maritimen Museum abholt, unterscheidet sich nicht von gängigen Linienbussen: Es hat wild gemusterte Sitzbezüge. An jeder zweiten Haltestange sind Knöpfe mit der Aufschrift „Stop“ angebracht. Und es wird fortbewegt von einem Fahrer, der eine blaue Uniform trägt.

Zurück im Heimathafen: Das Steam Ship RotterdamDieser Mann hört auf den Namen Piet. Er chauffiert seine Gäste vorbei an den würfelförmigen Experimental-Wohnungen des Architekten Piet Blom. Er zeigt das majestätische Weiße Haus, den ersten Wolkenkratzer der Niederlande. Und er weist bereits aus einiger Entfernung auf den „Kop van Zuid“ hin, eine Halbinsel am Südufer der Maas, wo sich Rem Koolhaas, Renzo Piano und Norman Foster vertikal austoben durften.

Verspielt: Die Kubus-Wohnungen von Piet Blom Nachdem er die elegante Erasmusbrücke passiert hat, nimmt Piet Kurs auf ein unspektakuläres Wohngebiet. Ungeduldig blicken die Fahrgäste auf die alten Betonsilos im Maashafen. Dann endlich ist es so weit: Obwohl ihm jene vier Streifen auf den Schultern fehlen, die den Berufsstand gemeinhin ausweisen, wird Piet plötzlich vom Busfahrer zum Kapitän: Am Ende der Landzunge stürzt er seinen Bus eine Rampe hinunter. Es macht „platsch“. Und die Passagiere sind begeistert.

Quer durch die Maas geht die Besichtigungstour weiter: Piet präsentiert das Hotel New York, wo einst die Auswanderer nach Amerika abgefertigt wurden. Den Euromast, einen spätmodernen Aussichtsturm, von dem sich heute Hasardeure aus 112 Metern Höhe abseilen. Und das aufstrebende Lloyd-Viertel.

Den Wellen trotzt der Bus mühelos. Da Scheibenwischer die Sicht freihalten, bittet der Kapitän die Passagiere in kleinen Gruppen nach vorne. Auch sie sollen in den Genuss der Premium-Aussicht durch die Windschutzscheibe eines komplett abgedichteten Amphibienbusses kommen.

Crazy Motherfuckers: Fassadenkletterer seilen sich vom Euromast ab

Das Wahrzeichen bei Nacht: die Erasmusbrücke mit ihrem 139 Mter hohen Pylon von Ben van Berkel und Caroline Bos„Splashtours“ nennt sich diese überaus zeitgemäße Variante zur Erkundung einer Hafenstadt. Das Fahrzeug ist eine Rotterdamer Entwicklung, die von einem einzigen 462 PS starken Motor angetrieben wird – und für dessen Betriebsgenehmigung es nicht weniger als 29 Lizenzen zu erwerben galt.

Auf einem nicht weniger besonderen Fortbewegungsmittel war Floor Evers lange Zeit beheimatet: Der 75-jährige Schiffsingenieur hat Anfang der 60er Jahre einen Beitrag dazu geleistet, das Fernweh jener Passagiere zu befriedigen, die an Bord der „SS Rotterdam“ nach New York gereist oder gar ausgewandert sind. „Bei 40 bis 42 Grad Celsius habe ich im Maschinenraum geschwitzt“, erinnert er sich.

Das Herz von Rotterdam schlägt hinter einem BauzaunSpäter, als das Düsenflugzeug der Dampfschifffahrt den Rang abgelaufen und das Zeitalter der Kreuzschifffahrt begonnen hatte, umkreiste Evers an Bord der „Rotterdam“ mehrmals die Welt in 80 Tagen. „Ein fantastisches Schiff“, sagt er über den einstigen Stolz der großen Seefahrernation. Nun ist er nach über 40 Jahren – und einer Karriere in der Ölindustrie – zurück an alter Wirkungsstätte. Seit einigen Monaten nämlich liegt die „Rotterdam“ wieder in ihrem Heimathafen vor Anker. Ohne Motoren. Und für immer.

Nach der endgültigen Ausrangierung aus dem Kreuzfahrtdienst war zunächst unklar, was mit dem Flaggschiff der Holland-Amerika-Linie passieren würde. Nach einem Jahrzehnt in einem jamaikanischen Hafen drohte ihr dasselbe Schicksal, das so gut wie allen anderen Luxuslinern der Epoche widerfahren ist: die Verschrottung. Dann aber fand sich eine Gruppe reicher Niederländer, die eine Zukunft für das ehrwürdige Schiff sahen.

Mit dem Amphibienbus con Splash Tours macht sogar eine Stadttour spaßFür einen dreistelligen Millionenbetrag wurde die „Rotterdam“ restauriert. Und seit nunmehr sechs Monaten werden 90 Prozent des Schiffes wieder genutzt. Kernbestandteil ist ein Hotel, dessen Mobiliar aus dem Originalinventar stammt, oder aber streng an die Ästhetik der 50er Jahre angelehnt ist. Einzig die Kabinen sind nunmehr doppelt so groß wie früher. Ein Publikumsrenner ist die große Besichtigungstour inklusive Visite von Brücke, Ball-Saal und Pool-Deck. Grandioser Höhepunkt aber bleibt ein Dinner im Restaurant „Club Room“, das mit seinen goldenen Säulen, den Kapitellen aus Murano-Glas und den nach Originalmotiven rekonstruierten Wandteppichen so schwelgerisch die Aura der 50er Jahre verbreitet.

An alter Dienststelle: Floor Evers im Maschinenraum der Rotterdam

Floor Evers allerdings will von all dem nichts wissen. Nachdem er über den Pensionsfonds seines ehemaligen Arbeitgebers ausfindig gemacht und gefragt wurde, ob er sein Fachwissen und seine Histörchen nicht an die Besucher der Gegenwart weitergeben wolle, hat der Ingenieur zwar eingewilligt. „Aber nur unter der Bedingung, dass ich ausschließlich im Maschinenraum bleibe.“

Wenn die Rotterdamer nicht in der Stadt sind, sind sie auf dem Sonnendeck der Rotterdam

Nach dieser Zeitreise gelingt der Transfer zurück in die Gegenwart am besten mit dem Wassertaxi, die mit übermütiger Geschwindigkeit  umherkreuzen. Auch hier gilt: Die Kapitäne der großzügig motorisierten Schaluppen fahren sicher. Aber sie tragen keine Streifen auf den Schultern – weil in den Niederlanden ein Führerschein erst bei Wasserfahrzeugen von mehr als 15 Metern erforderlich ist. Seien diese auch noch so ausgefallen.

Die Hardhat-Tour

Informationen:

Der „Splashtours“-Bus fährt je nach Jahreszeit zwischen zwei und sieben Mal täglich an der Bushaltestelle „Maritiem Museum“ ab. Die Fahrt dauert 75 Minuten, davon rund 30 Minuten im Wasser. Tickets kosten 19,50 Euro. Das Fahrzeug ist nicht barrierefrei. www.splashtours.nl

Der beste Ort für Apfelkuchen und zum Abhängen: Das Grand Café Dudok

Das Dampfschiff „SS Rotterdam“ liegt am Südufer der Halbinsel Katendrecht vor Anker. Sie ist am besten per Auto oder Wassertaxi erreichbar. Verschiedene Touren können täglich (außer an Weihnachten und Neujahr) zwischen 10 und 17 Uhr für 12,50 Euro gebucht werden. Das Hotel auf der „SS Rotterdam“ firmiert unter dem Namen Cruise Hotel.

www.ssrotterdam.nl

Weitere Informationen – auch über die architektonischen Höhepunkte und Ereignisse wie das „North Sea Jazz Festival“ –  beim örtlichen  Tourismusbüro. Auch das Internet hilft weiter, denn die Innenstadt ist komplett mit kostenlosem W-Lan ausgestattet.

www.rotterdaminfo.nl

http://staedtereisen.holland.com/de/rotterdam.aspx

Die Geschichte wurde zuerst über die Nachrichtenagentur dapd veröffentlicht, unter anderem im Manager Magazin: http://www.manager-magazin.de/lifestyle/artikel/0,2828,719496,00.html

Neophyten an der Maas: Der Zebratapir

Die Reise wurde teilweise vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention unterstützt.

Giethoorn: Wo die Boote flüstern und die Vergleiche zum Himmel schreien

Kanäle, Brücken, eine weit zurückreichende Geschichte und gondelähnliche Wasserfahrzeuge? Vieles schreit in Giethoorn nach dem Vergleich mit der norditalienischen Prachtstadt, die auch „La Serenissima“ genannt wird. Abgesehen davon natürlich, dass man  nach laut vor sich hinknatternden Vaporetti hier vergeblich Ausschau hält. Weiterlesen